Was kann ich tun, um in der Flut von Geschäftspost in Erinnerung zu bleiben?
Ein Rant
Design ist nicht gleich Gestaltung und Gestaltung ist nicht gleich Herstellung. Die Qualitätsansprüche und Herangehensweisen sind in der Werbebranche und deren Kunden doch sehr unterschiedlich. Ich gebe zu, das zündet mein Designerherz. Ich höre Sätze wie zum Beispiel: „Du machst Design. Ich brauche nur eine Fahrzeugbeschriftung und ein Schild. Wer kann das hier in der Gegend?“ oder „Wieso Design für ein Schild? Das Logo haben wir doch schon „gekauft“ und das können wir doch jetzt an die Werbetechnikfirma schicken“ oder „Ein neues Formular? Das macht unser Kollege im Haus, der ist auch Mediengestalter“ oder „Das mach ich schnell selbst, ich habe auch „Corel“ auf dem Rechner“ und „Wir haben mal schnell ein Plakat gemacht.“ Ich gebe ehrlich zu, bei diesen Sätzen werde ich aus meiner Komfortzone geschleudert. Ich bin Diplom-Designer und ich erstelle Designs für jedes Werbemittel, denn jedes Stück Papier, jeder Raum und jedes andere Medium hat ein Recht, mit Liebe gestaltet zu werden. Warum mache ich mir die Arbeit mit Designs, wenn mit „schnell mal gemacht“ am äußeren Erscheinungsbild der Firma wieder negativ manipuliert wird?
Warum fällt mir es so schwer, zu erklären, dass ich helfe alles schick zu gestalten? Warum ist es so schwierig zu erkennen, dass hochwertiges Design sich unmittelbar auf das Qualitätsbewusstsein des eigentlichen Produkts niederschlägt?
Oder warum versteht die Welt da draußen nicht, das Design nicht vom Himmel fällt? Es ist nicht mal eben schnell zusammen geschoben. Oder doch? Wenn ja, ich erkenne „FastFoodDesigns“. Inzwischen viele meiner Kunden auch und dann kommt die Rückmeldung: „Es ist hässlich, kannst du es bitte hübsch machen?“ Warum kommen sie nicht auf die Idee, gleich mich zu fragen? Denn JA, ich kann gleich ihr Auto, ihr Schild oder ihre Werbeanlage richtig gestalten. Ja, natürlich auch Bücher, Messestände, Räume oder Webseiten. Warum ist das in den allgemeinen Köpfen so los gelöst?
Design dienst der besseren Nutzung, hilft bei der Orientierung und unterstützt den Vertrauensaufbau zum Unternehmen. Es hilft also 1:1 Kunden zu gewinnen, Aufträge zu generieren und Umsätze zu steigern. Kommunikations-Design hat dabei immer die gleichen Regeln unter Berücksichtigung der Zeit und des Mediums. Das habe ich, sowie andere Kommunikations-Designer, von Grund auf gelernt.
Wenn wir uns also den fachlichen Hintergrund der einzelnen kreativen Berufe anschauen, sehen wir, dass die eigentliche „kreative Ader“ nur ein kleiner Teil des Business ist. Dazu kommen noch die Schulung des Blicks, die Anwendung der Gestaltgesetze, Konzeption, Branchenkenntnis, Technikwissen und, und, und. Schauen wir uns also an, wie ein kreativer Mensch überhaupt in die Werbebranche kommt.
Der Diplom-Designer
Wer ein tiefes Interesse an Design und Kommunikations-Gestaltung hat, wird meist auch ein Studium in diesem Bereich machen. Auch ich habe 1999 mein Studium in Augsburg begonnen, nachdem ich in verschiedenen Firmen ein Praktikum absolviert habe. Ich habe in meiner Jugend schnell gemerkt, dass Design die erste Beschäftigung war, bei der ich mich nach zwei Wochen Praktikum nicht gelangweilt habe. Zu meiner Zeit war es noch schwierig, den Grundkurs zum Studium zu bekommen. Während des Praktikums im Rahmen des Grundkurses, habe ich auch schnell festgestellt, dass Folien und das „Handwerk“ dahinter nichts für mich sind. Ich wollte nur das Design machen.
Das Studium Kommunikations-Design
Was lernt man also im Studiengang Kommunikations-Design? Die Gestaltgesetze wie Formenlehre, Farbenlehre, das Zeichnen und erste Kalligrafie habe ich in meinem Grundkurs mit auf den Weg bekommen. Im Studium kamen neben klassischem Zeichnen, Fotografie, Typografie und Schriftgestaltung auch Konzeption für Kampanien, Projektabwicklung, Plakatgestaltung, Verpackungsdesign, Buchdesign, Messebau und, und, und mit dazu. Wenn ich heute zurück schaue, war die Schulung unseres Blickes das Wichtigste. Unser Blick wurden mit Hilfe von vielen Korrekturen geschult, Formen, Farben, Strukturen, Weißwerte, Fernwirkungen und die Emotionen dahinter zu erkennen und zu beeinflussen. Ich kenne keine reguläre Berufsausbildung, die diese Zeit und diese Idensität aufbringt.
Der Mediengestalter
Ein Mediengestalter wird man mittels einer Ausbildung zum Beispiel im Digital und Printbereich. Ich selbst habe jahrelang Lehrlinge ausgebildet. Erst „Gestaltungstechnische Assistenten“ in der Berufsschule und dann in meinem Unternehmen „Mediengestalter für Digital und Print“. Ich weiß um
den Umstand von teils „veralteten Techniken“ in den Berufsschulen und die fehlende Praxiserfahrung vieler Berufsschullehrer. Sie waren nie in einer Agentur und lehren daher nur Auszüge aus dem Alltag. Da muss man als Lehrling hinter her sein und sich zusätzlich weiter bilden, um gut zu werden.
Es gibt dennoch viele Mediengestalter die mit dem Herzen gestalten, in liebevollen Agenturen ausgebildet und von ambitionierten Berufsschullehrern unterstützt werden. Das sieht man auch an ihren Arbeiten und ich freue mich über jedes tolle Design, welches die Welt erblickt.
Leider gibt es auch Mediengestalter-Kollegen da draußen, die sich hinter ihrer mangelhaften Ausbildung verstecken. Es werden Entwürfe auf dem Markt geworfen, die einfach nicht funktionieren. Der Kunde verlässt sich auf die Fachkompetenz und sie liefern Flyer und Co ab, die einfach nicht beim Zielkunden auf Emotionen treffen. Bei einem schlechten Bäcker wirft man die Semmel weg, die hässliche Kleidung lässt man hängen, warum machen das die Kunden nicht bei unzureichendem Design? Sie fangen eher an, mit zu gestalten und das macht das Ergebnis meist nicht besser. Liebe Kollegen, kümmert Euch um Eure Ausbildung. Bildet Euch weiter und holt Euch ehrliche Hilfe!
Der Werbetechniker
Laut Handwerksrolle ist der Schilder- und Lichtreklamehersteller/in ein Handwerker durch und durch. Ich selbst schätze die handwerklichen Fähigkeiten dieser Zunft sehr und sie helfen mir, mein Design auf Autos, Schilder oder in den Raum zu bringen. Leider ist der Part „Gestaltung“ in dieser Ausbildung sehr niedrig angesiedelt. Einige Werbetechniker haben auch als Beruf „Mediengestalter für Digital und Print“ mit Schwerpunkt Technik gelernt. Auch dort wird man nur so gut im Design ausgebildet, wie der Ausbildungsbetrieb seinen Schwerpunkt legt. Der junge Mensch, der sich diese Ausbildung wünscht, stellt manchmal fest, dass er zwar eine Liebe zur Klebefolie hat, nur das Gestalterherz tickt eher für „Manga-Zeichnungen“ als für die Schildgestaltung einer Anwalts-Kanzlei.
Persönlich freue ich mich über jeden Werbetechniker der sich outet, es offen zu gibt und sich Hilfe bei einem Vollblut-Designer holt. Denn „ich gestalte nur, um etwas auf das Schild kleben zu können“ hilft der ganzen Werbebranche gar nichts. Ich habe den Anfang gemacht und gebe IMMER offen zu: „Folie und ich – wir mögen uns nicht!“. Gleichzeitig bin ich dankbar um mein Wissen dahinter und die geschickten Hände meiner Werbetechniker-Kollegen, der alle meine Designs so sauber und zuverlässig umsetzten.
Selbst ich habe versucht „sehr gute“ Mediengestalter oder Diplom-Designer einzustellen. Ich habe aufgegeben. Wenn ich jemanden ausgebildet habe, konnte ich ihn nach einiger Zeit nicht mehr halten, da die Lohntüten in den Designerhochburgen Hamburg und München einfach größer sind. Auch die Projektbudgets für die Agenturen sind einfach größer. Damit können sie natürlich auch die passenden Designer bezahlen. Hier in der ländlichen Ost-Region? Es ist sehr schwierig für kleine Unternehmen Mitarbeiter zu gewinnen, die Lust auf Gestaltung und die Qualifikation für anspruchsvolles Design haben. Anschließend braucht die Agentur auch die Kunden, die Verständnis für gute Gestaltung haben. Ich hatte die Phasen: „finde den Grafiker für das Projekt oder das Projekt für den Grafiker.“ Passend dazu habe ich nicht nur einmal den Spruch gehört: „Ich will doch nur ein Banner“. Es ist die Katze, die sich in den Schwanz beißt.
In der Schweiz habe ich es gesehen. Dort hat jeder, bis zum kleinen Handwerker eine schöne Werbung und ein schönes Schild. Es ist eine Freude, durch die Straßen zu gehen und nur schöne Schilder, Flyer und Werbung zu sehen.
Warum sieht man bei uns teilweise so hässliche Schilder, Autobeschriftungen, Flyer und sogar Anzeigen? Meine Meinung? Auf der einen Seite sind die Ausbildungen, wie schon erwähnt, in der Gestaltung teilweise wirklich schlecht, bzw. nicht vorhanden. Auf der anderen Seite ist der „Beruf“ nicht geschützt. Jeder darf sich Designer oder Gestalter nennen. Er darf sich einen Rechner kaufen, Software installieren, einen Drucker oder Schneidplotter anstecken und loslegen. Dabei macht es ihm die Software-Branche noch einfach, durch die inzwischen günstigen Preise der Lizenzen und die vielen Werkzeuge in den Programmen. Kommt noch der Kunde mit an den Rechner und gestaltet „wild“ mit, ist das Ergebnis „perfekt“. Das „Produkt“ ist in meinen Augen meist gruselig, ein Einheitsbrei oder funktioniert schlicht weg nicht, da es an der Zielgruppe vorbei geht. Befragt man dann den „Gestalter“ kommt der Ausspruch „der Kunde wollte es so“. Wir Designer sind die Berater und haben unseren Job ordentlich zu machen.
Wo ist der Anspruch an die Ästhetik, an das schöne in unserer Umwelt? Der Preis regiert? Ach bitte nicht schon wieder die alte Leier. Jeder hat den Kunden, den er verdient. Das hat mir das Universum gelehrt. Also, Du liebevoller Mensch da draußen: wünsch Dir, das Du Deinen Traumjob machen darfst, bewege Deinen Hintern und es wird gut. Versprochen.
Und für alle die Design lieben und gestalten wollen und es nicht gelernt haben: holt es nach! Lernt die Gestaltgesetze, wendet sie an und holt Euch Hilfe in der Korrektur! Das sind wir unserer Umwelt, unseren Kindern und unserer Kultur schuldig. Schaut Euch alte Bücher an. Da wurde nichts „schnell, schnell“ gemacht. Dort gab es noch Liebe im Detail und das müssen wir auch heute wieder unseren Kunden sagen! NUR Qualität für diesen Preis. Oder noch besser: Bestellt Euch Kunden, die Design genauso lieben wie Ihr selbst. Der Tischler baut auch keine „wackelige Bank“, nur weil der Kunde es so wollte. Er berät, kitzelt die Grundidee des Kunden raus, begeistert mit Holzsorten, entwirft ein Design und es entsteht ein wunderschönes Möbelstück.
Dann sagt sich Kunde: „Dann gehe ich doch gleich zu Canva oder Vistaprint„. Kann er auch. Im ersten Stepp muss er meist auch. Viele Kunden von denen ich erste Designs vorgelegt bekomme, haben genau so ihr Unternehmen ausgebaut. Im ersten Stepp sich selbst finden und erst einmal eine Visitenkarte drucken. Damit wird das eigene Business real. Man ist stolz und zeigt seine Karte her. Bis, ja bis zu dem Moment … wo ein Mitbewerber die gleiche Karte hat. Ein gruseliger Moment für den Kunden, ein Moment zum inneren schmunzeln für mich. Denn, gute Vorlagen sind rar und sie werden natürlich von vielen verwendet. Schafft man es also nicht, eine Vorlage in seinen Stil abzuändern, hat man eben das gleiche „Kleid“ an, wie zwei andere „Damen“ auf der Party. Den einen stört es, den anderen nicht.
Ich finde es gut, dass es inzwischen Programme wie Canva gibt. Auch ich habe Kunden hier schon Vorlagen in ihrem Corporate Design vorbereitet und sie können jeder Zeit Ihre Insta- und Facebook-Vorlagen selbst „befüllen“. Der Wunsch des Kunden ist einfach da, schnell selbst etwas online zu stellen. Da darf auch ich als Designer darauf reagieren. Canva und Adobe Acrobat machen es mir dabei leicht, meine Designs zur Verfügung zu stellen, ohne das mein Kunde gleich die Adobe Creative Suite lernen muss. Für mehr schönes Design in der Welt!
Jeder sollte das tun was ihm Spaß macht. Wenn Dir etwas Spaß macht, knie Dich in das Thema rein und lerne weiter. Lass Dich nicht abbringen. Hole Dir Hilfe für die Verbesserung. Mein Wissen habe ich durch ausprobieren und wertschätzende Korrekturen erhalten.
Lass die Arbeiten weg, die Dir keinen Spaß machen. Gib diese Arbeiten weiter. Wenn jeder die Arbeit weiter gibt die er nicht mag, an den Nachbarn der die Arbeit liebt? Wo wären wir da? Ohhhh!
In meiner Welt wären wir in einer Zeit voller Wertschätzung, liebevoller, wunderbarer Designs und Kunstwerke, Leckereien, Schönheit, Technik, …
Und lieber potenzielle Kunde von uns Werbeleuten und Designern: Schau Dir die einzelnen Arbeitsschritte an. Schau genau hin, wie Du auch bei Handwerkern hinschaust. Du hast die Wahl. Suche Dir Dein Design aus, was Dir gefällt. Schau Dir an, welche Ideen Dich begeistern oder welcher Designer dich wirklich verstehen kann. Wähle erst in der Umsetzung den Handwerker der es herstellen soll.
Wenn Du Hilfe brauchst, sehr gern!
Alles Liebe
Silvia
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Menschen die lieben was Sie tun, zufriedener und sichtbarer zu machen, das ist meine Passion. Ich helfe dir dabei, deine Seele und dein Herzensprojekt auf das sprichwörtliche Papier zu bringen und somit in die Welt zu tragen. Nutze meine langjährigen Erfahrungen im Bereich Design. Deine Vision als klassisches Logo, in individuellen Drucksachen, im Web oder im Messeauftritt – unterschiedlichste abgestimmte Werbemittel zeigen dich im Außen. Die Adaption des individuellen Potenzials im Raum bringt dich in die Kraft und bietet dir gleichzeitig eine ganz neue Kundenansprache. Im Mentoring helfe ich dir mit meiner Analyse bis in die Umsetzung.